PV Anlagen sind in aller Munde und fast jeder Eigentümer denkt darüber nach, ob sich eine Investition für ihn lohnt. Wir sprachen mit Philipp Trutter, Solarfachberater und Vertriebspartner der Solar3 GmbH & Co. KG. Solar3 ist ein Hersteller unabhängiges Beratungs- und Projektierungsbüro für Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland. Sie setzen dabei vor allem auf Solarenergie und sehen sich so als Kämpfer für saubere Energielösungen gegen den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und deren Folgen an. Unsere Frage an den Fachmann: Lohnt sich PV für WEGs?
Lohnt sich eine PV-Anlage für eine WEG?
Wir sprachen mit einem Experten und haben überraschende Antworten bekommen.
1. Erklären wir erstmal die Begriffe. Was ist der Unterschied zwischen „Solar“, „Photovoltaik“ und „Solarthermie“?
Solar ist der Überbegriff. Photovoltaik dient der Stromerzeugung. Bei Solarthermie geht es um die Warmwasseraufbereitung.
2. Für wen ist jetzt eine Investition sinnvoll?
Da die Strompreise steigen und es nicht danach aussieht, als würden sie in der Zukunft wieder deutlich runtergehen, lohnt es sich langfristig sowohl für Privathaushalte als auch für Gewerbe. Ausnahme: Geringverbraucher. Ansonsten würde ich aber auf jeden Fall immer eine Einzelfallbetrachtung empfehlen.
3. Welche Vorteile hat man in einer WEG, wenn man auf Solar umstellt?
Stand heute hat man eigentlich nur Nachteile. Da muss sich von Seiten der Gesetzgebung her noch sehr viel ändern. Im Moment kann man diese Umstellung nur als schöne Idee betrachten – denn die rechtlichen Grundlagen beinhalten momentan einfach noch zu viele Vorgaben und Hürden. Das beginnt schon mal damit, dass man als WEG eine GBR gründen muss, mit Grundbucheintrag für alle. Jeder Mieterwechsel bringt Probleme mit sich, es gibt monatliche Meldefristen usw. Das alles macht den Umstieg für WEGs ziemlich unattraktiv, da er mit viel zusätzlicher administrativer Arbeit verbunden ist und die Amortisation bei jedem unverhofften Mieterwechsel sich weiter nach hinten verschiebt. Und die neuen Solarpläne sind auch noch nicht der große Wurf, der daran etwas ändern würde. Das alle rufen: „Darauf haben wir gewartet, jetzt können wir loslegen!“ ist definitiv noch nicht der Fall.
4. Lohnt sich eine Photovoltaikanlage ohne Stromspeicher im Haus?
Für Privathaushalte in der Regel nicht. Grob gesagt gilt, dass man ohne Stromspeicher circa 30% des erzeugten Stroms selber verbraucht und 70% ins Netz gespeist werden. Mit Stromspeicher ist es ungefähr umgekehrt. Wenn Sie sich die aktuellen Preise anschauen, sehen Sie, dass sich das wirtschaftlich nicht wirklich rechnet. Bei Gewerbe ist es etwas anderes, da wird in der Regel kaum Strom gespeichert, sondern oft das, was über den Tag gewonnen wird, auch direkt wieder verbraucht.
5. Was kostet der Spaß?
Sagen wir es so: Der Markt ist volatil! Wir sind Makler und greifen auf den gesamten Markt zurück. D.h. wir gehen mit dem Kunden in einer Einzelfallbetrachtung alles durch und geben Empfehlungen ab. Diese beinhalten verschiedenste Faktoren und abhängig von der Verfügbarkeit der jeweiligen Anlagen und des ausgewählten Installateur-Unternehmens haben wir jeden Monat neue Preise.
6. Muss man unbedingt ein Süddach haben?
Nein.
7. Kann eine Anlage auf jedem Dach installiert werden?
Grundsätzlich ist das erst einmal unabhängig von der Ausrichtung des Daches. Man sollte im Vorfeld immer von Experten eine Ertrags-/Wirtschaftlichkeitsberechnung machen lassen. Darin steht dann, wieviel Strom voraussichtlich produziert wird und man kann Rückschlüsse ziehen, ob das in einem gesunden Verhältnis zu dem steht, was man verbraucht. Es gibt einfach auch Dächer bei denen sich die Installation einer Anlage wirtschaftlich einfach nicht rechnet. Deshalb ist eine Einzelfallbetrachtung im Vorfeld auch so wichtig.
8. Wann amortisiert sich eine Anlage?
Das ist natürlich von Fall zu Fall sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab: Verbrauch, steigenden Stromkosten etc. Es kann nach sechs Jahren schon so weit sein. Es kann aber auch 19 Jahre dauern. Ich denke, wenn die Ertrags-/Wirtschaftlichkeitsberechnung einen Zeitraum unter 20 Jahren ausgibt, ist es in Ordnung, darüber nachzudenken. Bei noch längeren Zeiträumen sollte man die Finger davonlassen, denn dann kommen ja schon langsam wieder Folgekosten wegen Bauteilen, die ausgetauscht werden müssen, sowie Reparaturkosten auf einen zu.
9. Wer installiert die Anlagen überhaupt?
Also bei uns ist es so, dass wir ein deutschlandweites Netzwerk von etablierten Installationsbetrieben haben. Die Frage ist dabei dann auch, in welches Qualitätsregal der Kunde greifen möchte. Nach einer standardmäßigen Einzelfallbetrachtung erstellen wir im Auftrag des Kunden eine Ausschreibung und suchen dann nach Vorgaben und Preisverhandlungen den passenden Betrieb für den Kunden aus.
Nach diesem Vermittlungsauftrag dauert es zwei bis drei Wochen, bis wir uns mit einem konkreten Angebot beim Kunden zurückmelden. Durch diese Unabhängigkeit, sowohl von Herstellern als auch von Lieferanten und Installationsbetrieben, können wir Anfragen, die im August gestellt werden, auch noch im Dezember umsetzen.
10. Photovoltaikanlage auf dem Dach und E-Auto in der Garage = gute Kombination?
Natürlich. Das eigene E-Auto mit Strom aus der eigenen Anlage zu betreiben beschleunigt die Amortisation der Anlage.
11. Nochmal: Ist eine Photovoltaikanlage für eine WEG sinnvoll? Und wie funktioniert das dann bei einer WEG?
Stand jetzt ist es leider nicht sinnvoll. Die Verbraucherzentrale NRW hat zu diesem Thema ein paar lesenswerte Dokumente zusammengestellt, die Sie sich auf unserer Webseite genauer ansehen können.
Die Solar3 GmbH & Co. KG. ist ein Hersteller unabhängiges Beratungs- und Projektierungsbüro für Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland. Sie setzen dabei vor allem auf Solarenergie und sehen sich so als Kämpfer für saubere Energielösungen gegen den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und deren Folgen an.
Philipp Trutter
Weitere und umfangreichere Informationen stellen wir Ihnen auf unserer Webseite zur Verfügung:
www.solar3.de/2020/09/25/mieterstrom